Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit im Beschaffungswesen

In der öffentlichen Beschaffung werden alleine in der Schweiz Aufträge im Volumen von jährlich rund 40 Milliarden Franken vergeben. Mit dem Projekt «Nachhaltigkeit im öffentlichen Beschaffungswesen» wird im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Wirtschaft» (NFP 73) an wirkungsvollen Kriterien geforscht.

Das Ziel des Forschungsprojekts ist es, zunächst den Status quo des schweizerischen Beschaffungswesens bezüglich Nachhaltigkeitskriterien zu ermitteln. Dafür stehen über 70’000 öffentliche Ausschreibungen zur Verfügung, die sich computerisiert auswerten lassen. Diese Kriterien werden auf ihre rechtliche Konformität hin analysiert und auf ihre Akzeptanz innerhalb der täglichen Beschaffungspraxis geprüft. Bereits heute werden in einigen öffentlichen Ausschreibungen Nachhaltigkeitskriterien angewendet. Noch gibt es allerdings weder in der Literatur noch in der Praxis der Vergabestellen und der Gerichte standardisierte Kriterien, die sich einfach und systematisch anwenden lassen.
Dieses Projekt wird in Kooperation mit der Università della Svizzera italiana geführt.

An der siebten internationalen Konferenz "ICT for Sustainability ICT4S", die vom 21. bis 26. Juni 2020 in Bristol stattgefunden hat, präsentierten Tobias Welz und PD Dr. Matthias Stürmer das Konferenzpaper "Sustainability of ICT hardware procurement in Switzerland - A status-quo analysis of the public procurement sector".

Die Gruppe Stürmer befasst sich mit der Analyse der bisherigen nachhaltigen Beschaffungspraxis und entwickelt Nachhaltigkeitskriterien für einzelne Sektoren. So wird für fünf der bedeutendsten Sektoren in der öffentlichen Beschaffung (Hochbau, IKT-Hardware, Fahrzeuge, Lebensmittel und Textilien) untersucht, wie stark dort ökologische und soziale Nachhaltigkeitsaspekte zu finden sind. Diese Analyse ermöglicht ein Monitoring der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene. Gleichzeitig kann mit dieser Analyse des Ist-Zustands das Niveau an Nachhaltigkeit gegenüber sektorspezifischen Standards und Initiativen festgehalten sowie der Fortschritt übergeordneter Nachhaltigkeitsindikatoren beobachtet werden (global gemäss Sustainable Development Goals, national gemäss dem MONET-Indikatorsystem oder dem Cercle Indicateurs für Kantone und Städte).

Um mit diesem Forschungsvorhaben die angestossenen Entwicklungen weiter zu stärken, werden durch nationale Schlüsselakteure die Anforderungen und Resultate auf ihre Anwendbarkeit überprüft. Der Projektbeirat berät das Forscherteam aufgrund seiner Praxiserfahrung. So ist gewährleistet, dass es zu einer weiteren Stärkung der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung und somit einer nachhaltigen Wirtschaft kommen kann.